Einschlafgeschichten

Kater Leo wacht
2014

Es war eine laue Sommernacht, als Kater Leo um die Ecke der Scheune bog. Die Menschen waren schon vor einigen Stunden schlafen gegangen und ihr Haus stand still und dunkel am Straßenrand.
Mit leisen Pfoten schlich Kater Leo um das Haus herum und gelangte so in den Garten. Die Blätter des kleinen Kirschbaums raschelten sanft im Wind.
Vor dem Hühnerhäuschen hielt er kurz an und schnupperte. Eins, zwei, drei – die Hühner waren vollzählig und schliefen.
Zufrieden tapste der Kater weiter nach hinten, den Gartenweg entlang.
Er hielt Augen und Ohren wachsam offen, keine Bewegung der Büsche, kein Knistern blieb im verborgen.
Aber alles war ruhig und gut in dieser Nacht.

Kater Leo schlüpfte unter den Johannisbeersträuchern hindurch und ließ nun auch den Garten hinter sich. Er folgte dem leisen Gluckern des Baches, der am Wiesenrand entlangführte.
Nach einigen Metern verließ der Kater den Menschenweg und schlich auf seinem eigenen kleinen Pfad durch die hohen Gräser.
So drehte er seine nächtliche Runde und gelangte schließlich wieder auf den Hof der Menschen. Gerade war der Mond aufgegangen, seine schmale Sichel lugte über dem Dach der Scheune hervor.
Aus dem gekippten Fenster am Haus hörten seine Kater-Ohren einen Menschen leise schnarchen. Kater Leo lauschte noch einmal in alle Richtungen um das Haus herum.
Aber alles war ruhig und gut in dieser Nacht.

Also glitt er behutsam durch den Spalt am Scheunentor. In der Scheune war es stockdunkel und roch wunderbar nach Heu. Irgendwo in einer Ecke huschte eine Maus zurück in ihr sicheres Versteck.
Kater Leos Rundgang war noch nicht beendet. Im hinteren Teil der Scheune befand sich der Schafstall. Auch dort wollte er kurz nach dem Rechten sehen.
Von den Schafen unbemerkt schlüpfte er durch die Türe. Eines der Lämmer blökte leise im Schlaf als Kater Leo langsam die Futterraufe entlang schritt. Er betrachtete die langsam atmenden, wolligen Tiere und stellte zufrieden fest, dass auch die Schafe vollzählig waren.
Sie strahlten Wärme und Geborgenheit aus. Manchmal legte sich Kater Leo zu ihnen, aber heute wollte er lieber alleine sein. Vorsichtig schlich er wieder zurück in den vorderen Teil der Scheune.
Alles war ruhig und gut in dieser Nacht.

So kam Kater Leo zu der Leiter, die auf den Heuboden führte und kletterte sie langsam hoch. Hinter den Heuballen, verborgen vor den Menschen und gut geschützt unter dem Dach der Scheune war sein Schlafplatz.
Hierhin zog er sich auch tagsüber zurück, wenn die Menschen ihm zu unruhig waren. Und auch in einer Nacht wie dieser, liebte er sein Versteck. Es war weich und warm und duftete nach Sommerwiese.
Ein paarmal tapste Kater Leo noch im Kreis, bevor er sich schnurrend einrollte und die Augen schloss.
Er hatte sich vergewissert, alles war ruhig und gut in dieser Nacht.
Und so schlief er zufrieden ein.


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