Die Gedichte auf dieser Seite sind anders herum sortiert - chronologisch nach dem Datum ihrer Erstellung. Das macht in diesem Fall Sinn, da sie in der Zeit vor, während und nach dem Tod mein Mutter entstanden sind und so auch abbilden, wie sich die Trauer im Laufe der Zeit verändert.
Schwarze Nacht 2003
Ein eisiger Wind zieht durch das Land.
Mein Puppenhaus ist abgebrannt.
Die dunklen Schatten weichen nicht
sieh dem Tod ins Angesicht!
Es umgibt uns schwarze Nacht.
Und die hat Unheil mitgebracht.
Was das Mädchen quält
2004
Einsame Tränen, ungezählt
Man sieht nicht, was das Mädchen quält
Man sieht nur, dass es traurig ist
Dass es die Augen schließt, doch nicht vergisst
2004
Einsame Tränen, ungezählt
Man sieht nicht, was das Mädchen quält
Man sieht nur, dass es traurig ist
Dass es die Augen schließt, doch nicht vergisst
Es fragt sich oft, was gut ist, was nicht
Mal sieht es nur Nacht und mal nur Licht
Die Nacht bleibt, in letzter Zeit
Zu wenig Freude, zuviel Leid
Es weiß nicht was es machen kann
Fühlt sich hilflos, einsam dann
Weiß nur, dass es so nicht liebt, nicht lebt
Hofft, dass das vorüber geht
Dass es die Zeit besteht
Den Sinn versteht
Und weiter geht
Mal sieht es nur Nacht und mal nur Licht
Die Nacht bleibt, in letzter Zeit
Zu wenig Freude, zuviel Leid
Es weiß nicht was es machen kann
Fühlt sich hilflos, einsam dann
Weiß nur, dass es so nicht liebt, nicht lebt
Hofft, dass das vorüber geht
Dass es die Zeit besteht
Den Sinn versteht
Und weiter geht
Einsam und erfroren
2004
Mein Herz ist noch betäubt
Wie ein Stein in meiner Brust
Ich warte auf das Meer von Tränen
Das hinter meinen Augen liegt
Automatisch tu ich, was ich tun muss
Automatisch tu ich, was ich tun muss
Keine Zeit zu denken
Ich will auch nicht, will mich ablenken
Und doch besteht mein Tag aus dir
Jetzt bist du nicht mehr hier
Jetzt bist du nicht mehr hier
Und wirst mir
In meinem Leben noch so oft fehlen
Diese Gedanken quälen
So wenig Zeit, von dir zu lernen
So wenig Zeit, von dir zu lernen
deine Seele zu erkennen
Mit dir zu reden, lachen, weinen
Von dir zu nehmen, dir zu geben
Mit dir zu leben
Wo bist du hingeflogen, wo?
Wo bist du hingeflogen, wo?
Ich würde es sehr gerne wissen
Ich fühl mich klein und einsam und erfroren
Ich habe meine Mutter viel zu früh verloren.
Lindenstraße Nr.12
2004
Lindenstraße Nr.12
2004
Unser Haus ist kalt und leer
Traurig verlass’ne Zimmer
Es regt und tut sich hier nichts mehr
Von draußen sieht man kein Lichtschimmer
Tret ich ein, bin ich allein
Ich lausche auf Geräusche
Jemand läuft rum, bild ich mir ein
Bis ich merk, dass ich mich täusche
Die Spülmaschine füllt sich nicht
Oft vergess’ ich das angeschalt’ne Licht
Im Kühlschrank schimmelts vor sich hin
Ich schließ die Klotür nicht mehr zu
Weil ich fast immer alleine bin
Die Stille lässt mir keine Ruh’
Und wenn ich nachts die Treppen runter gehe
Steh ich vor dem finst’ren Gang
Und wenn ich auch nur eine Sekunde stehe
Und richtung deines Zimmers sehe
Wird mir mein Herz so bang
Mittags fehlt der Duft nach Essen
Deine Stimme klingt nicht mehr durchs Treppenhaus
Es ist, als hätt’st du uns vergessen
Ich muss hier raus, ich halts nicht aus
Dunkle Träume
2005
Mama, in meinen Träumen
Bist du totkrank und unglücklich
Vor deinem Anblick fürcht ich mich
Und weiß, du wirst bald sterben
Ich würd dich gerne fröhlich sehn
Ich würd dich gerne fröhlich sehn
Gesund und voll von Freude
Und nicht an deinem Krankenbett stehn
Mich fragend, stirbst du heute?
Kann ich nicht wenigstens im Traum
Kann ich nicht wenigstens im Traum
Trost von dir bekommen?
Ich hab genug von Angst und krank
Von hilflos und benommen
Ich will dich glücklich sehn
Ich will dich glücklich sehn
In tausend bunten Farben
Mit dir lachen und mich freun
Und keine Angst mehr haben
Rosa Smartie
2008
Rosa Smartie
2008
Zugeschnürte Brust
Ewiges Herzklopfen
Ein drohender Verlust
Wo sind die Kreislauftropfen?
Die Fesseln des Lebens
Sie zerren an mir
Ich strampel vergebens
Wo ist das Bier?
Sie grabschen nach mir
Weil sie mich brauchen
Sie könn nichts dafür
Wo gibt’s was zu rauchen?
Ich will mich verstecken
Ganz weit weg fliehen
Das würd mir schmecken
Wo gibt’s was zu ziehen?
Ich fühl mich hilflos
Wie ein rosa Smartie
Ich zieh mir alles rein
Und geh danach auf Party
Traurigkeitsscheisse
2008
Ich verfluche leise
die ganze Traurigkeitsscheisse.
Es hält mich am Boden,
und presst mich in die Tiefe!
Es ist, als liefe
ich nur durch graue Gassen,
als riefe ich
nicht laut genug – ich bin verlassen!
Ich fühl mich leer
und trotzdem viel zu schwer
als könnt mich irgendwer
tragen oder er fragen
ob wir uns wieder sehn.
Trotzdem such ich
wie nach dem Inhalt eines Buchs, ich
versuch nicht
alles so negativ zu sehn.
Es gibt so viele Arten die Welt zu verstehn.
Manche warten, dass die Jahre vergehn.
Andre legen Karten
oder starten
weite Wallfahrten.
Es gab mal einen Tag
da stand ich vor dem Grab
meiner Mutter, und sie lag im Sarg.
Und ich frag mich heut noch ab und an
was wär wenn da noch ne Mama da wär?
Wär dann alles trotzdem schwer?
Gäb mein Leben dann mehr her?
Ich beneide
die gängigen, elternabhängigen
Studenten nur selten
wir leben in anderen Welten,
Trotzdem – ich hasse die Schwere,
die auf mir lastet,
nicht rastet
und zum nächsten Unglück hastet.
Das Leben ist keine große Party – das weiß ich schon!
Das Gefühl mit dem Smartie – das kenn ich schon!
Sterbende Omas
2008
Da ist ne Oma, die stirbt.
Und ein Leben, das gelebt werden will.
Immer wieder.
Die sterbende Oma. Die tote Mutter. Das Leben.
Ja sagen zum Leben.
Auch zu den schlechten Zeiten. Zu den dunklen Seiten.
Ja – ihr gehört halt dazu.
Da ist ne Mutter, die ist tot.
Da ist ne Mutter, die ist tot.
Und eine Tochter, die leben will.
Immer wieder.
Die tote Mutter. Die sterbende Oma. Der Tod.
Ja sagen zum Tod.
Auch wenn er weh tut. Wenn er nervt.
Ja – du gehörst halt dazu.
Da ist eine Tochter, die lebt.
Da ist eine Tochter, die lebt.
Und eine Oma, die sterben will.
Immer wieder.
Die lebende Tochter, die tote Mutter, die sterbende Oma.
Ja sagen zum Schmerz.
Zu sterbenden Omas, zu toten Müttern, zu meinem Leben.
1000 mal Ja.
Bei dir
2010
Bei dir
2010
In Gedanken bei dir
Gestern und heute
Und irgendwie bist du hier
Irgendwie bist du bei mir
Und stehst an meiner Seite
In Gedanken bei dir
In Gedanken bei dir
Durch Taten und Worte
Und irgendwie bist du hier
Irgendwie bist du bei mir
Und begleitest mich an alle Orte
In Gedanken bei dir
In Gedanken bei dir
In Liebe und Schmerz
Und irgendwie bist du hier
Irgendwie bist du bei mir
Und gehst nie verloren, in meinem Herz.
Gelebt - Zumindest halb
13 Jahre
Lang ging es nicht vor
Und nicht zurück
War das Pech?
War das Glück?
13 Jahre
Ich hätte so gerne
Mal richtig mit dir geredet
Vor 13 Jahren war ich 13
Da ging das noch nicht
Die 13 Jahre davor
Warst du der coolste Onkel den ich kannte
Der witzigste Verwandte
Den ich hatte
Die 13 Jahre davor
Tattoos und krause Locken
Ein Ziegenbart und Wollsocken
Jemand, der zu meiner Mutter
Lesterschwein sagte.
Nach 13 Jahren
Darfst du endlich weiter gehen
Und siehst uns heute hier
halb lachend und halb weinend
Zu deinem Abschied stehen.
Waltraut
2012
Was weiß ich noch von dir?
Alles und nichts
Liebe und
Trauer
Rauchen fandest du nicht so gut
Aber du versuchtest, verständnisvoll zu sein
Unterwegs, so viele Aufgaben
Tausend Momente, alle vorbei
Was weiß ich noch von dir?
Alles und nichts
Liebe und
Trauer
Rauchen fandest du nicht so gut
Aber du versuchtest, verständnisvoll zu sein
Unterwegs, so viele Aufgaben
Tausend Momente, alle vorbei
Eine letzte Reise
2012
13 Jahre
Auf dem Verschiebebahnhof2012
13 Jahre
Gelebt - Zumindest halb
13 Jahre
Lang ging es nicht vor
Und nicht zurück
War das Pech?
War das Glück?
13 Jahre
Ich hätte so gerne
Mal richtig mit dir geredet
Vor 13 Jahren war ich 13
Da ging das noch nicht
Die 13 Jahre davor
Warst du der coolste Onkel den ich kannte
Der witzigste Verwandte
Den ich hatte
Die 13 Jahre davor
Tattoos und krause Locken
Ein Ziegenbart und Wollsocken
Jemand, der zu meiner Mutter
Lesterschwein sagte.
Nach 13 Jahren
Darfst du endlich weiter gehen
Und siehst uns heute hier
halb lachend und halb weinend
Zu deinem Abschied stehen.
Reise durchs All
2013
Gleich startet der Countdown ins All
Und wir zwei Astronauten
Heben ab mit einem Knall
Alles ganz spontan,
keine Zeit, mich vorzubereiten
Was nehm ich mit, was zieh ich an?
Für diese langen, isolierten Zeiten?
Ein Blick von oben,
1000 Meilen weit entfernt
könnte sich vielleicht auch lohnen
Es gibt ein paar Dinge, die man im Universum lernt
Es war meine Rakete,
die vor 9 Jahren startete.
Und manchmal fühlte es sich an,
als ob da unten keiner auf mich wartete.
Von meiner Reise durchs einsame All
Bin ich neulich heimgekehrt
Die Verlassenheit dort oben
Hat mich einiges gelehrt
Ich steh für mich ein,
auch wenns andern nicht Recht ist.
Denn es gibt kein Gefühl, das wirklich schlecht ist.
Und nichts hat Bestand, das nicht echt ist!
Vorläufig für immer
2013
Ich werd nicht aufhören
Vom Tod zu schreiben
Denn sein Platz
Im Leben
Ist groß!
Ich werd nicht aufhören
2013
Ich werd nicht aufhören
Vom Tod zu schreiben
Denn sein Platz
Im Leben
Ist groß!
Ich werd nicht aufhören
Vom Tod zu schreiben
Weil er seine Botschaft
In jedes Leben sendet
Und weil er jedes Leben
Irgendwann beendet.
Wir wissen nichts, von dem danach
Keinen blassen Schimmer
Doch wüssten wir’s genau
Wäre das nicht schlimmer?
Also heißt es Abschied nehmen
Vorläufig für immer.
Ich werd nicht aufhören,
an einen Sinn zu glauben,
auch wenn ich ihn nicht immer
erkennen kann
denn ohne ein Ende
fingen wir doch immer
wieder von vorne an.
Gefangen in einer Endlosschleife
Wäre das nicht schlimmer?
Also heißt es Abschied nehmen
Vorläufig für immer.
die Gedichte sind so herzhaft, so traurig, so ehrlich - berührend. Mir laufen die Tränen übers Gesicht. Hab dich lieb! Kati
AntwortenLöschen